Nachdenkliches …

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Angehörige!

Fastenzeit 2022 – Corona-Pandemie seit nunmehr 2 Jahren, Krieg in Europa!

Zeiten der Entbehrung und der Angst, Zeiten des Wartens auf bessere Zeiten – und kein Ende in Sicht?

Für viele von uns hat möglicherweise die Fastenzeit – das Zugehen auf Ostern – keine religiöse Bedeutung mehr. Zu viel nicht nachvollziehbares Verhalten – u.a. hoher kirchlicher Würdenträger – in einer Institution, die sich (zu) langsam damit beschäftigt, Antworten auf Fragen zu geben, die eine weitgehend mündige und aufgeklärte Gesellschaft im 21. Jahrhundert stellt. Schade, aber m.E. nachvollziehbar, dass die großen Kirchen mehr und mehr in einer Gesellschaft, die kritischer geworden ist, keine maßgebliche Rolle mehr spielen. Leider entwickeln sich mit der Götterdämmerung dieser Kirchen keine Alternativen, auf die Menschen als wertevermittelnd zurückgreifen könnten.

Diese Gedanken kommen mir, wenn ich über Kirche als Institution nachdenke.

Auch das Antoniushaus ist Ausdruck kirchlichen Wirkens und bringt uns als caritative Einrichtung in die Nähe zur Institution Kirche. Wenn wir in die Schusslinie der Kritik geraten, dann meistens jedoch nicht, weil man uns moralische Verfehlungen vorwirft, sondern weil wir oftmals in einen anderen Zusammenhang gebracht werden, den wir aus der Naturwissenschaft, konkret aus der Physik, kennen: Leistung = Arbeit/Zeit!

Unsere Bewohner:innen haben einen vertraglich vereinbarten Leistungsanspruch. Um die Leistung zufriedenstellend erbringen zu können, muss eine Arbeit erbracht werden, für die (nur) begrenzt (Arbeits-) Zeit zur Verfügung steht. Ich lade Sie ein, auf die rechte und die linke Seite (gesehen vom Gleichheitszeichen aus) zu gucken. Bitte erlauben Sie mir einige Ausführungen hierzu.

Leistung: Die Leistungs- und Qualitätsvereinbarungen in der Pflege (LQV), die Expertenstandards etc. verpflichten uns auf ein Niveau, das dafür Sorge trägt, dass den Bewohner:innen die bestmögliche Pflege und Betreuung zukommt. Das ist nicht nur im Sinne des Verbraucherschutzes wichtig, es entspricht zudem unserem Anspruch an die Versorgung der Menschen!

Arbeit: Dieser Zähler in der aufgestellten Gleichung ist unsere große Ressource. In ihm stecken Attribute wie motiviert sein, den Menschen respektvoll gegenübertreten, freundlich sein, fachlich „uptodate“ sein, etwas füreinander zu geben und voneinander zu nehmen, da zu sein, etc.. Den Mitarbeitenden des Antoniushauses ist dieser Zähler wichtig! Sie wollen zeigen, dass sie arbeiten können. Außerdem wollen sie es gut machen und den Menschen im Blick haben!

Zeit: Dass man einfach die Dinge nicht immer auf den gleichen Nenner bringen kann, wir alle kennen das. Das Wort Zeit steht auf der rechten Seite der Gleichung in eben diesem Nenner. Meines Erachtens ist dieser Nenner maßgeblich verantwortlich dafür, dass wir Mitarbeitenden mit Defiziten leben müssen, worunter eine sehr gute Versorgung der uns anvertrauten Menschen manchmal leidet. Einerseits ist es der eigene Anspruch an sich und seine Arbeit, der immer mal wieder (mangels Zeit) auf der Strecke bleibt, andererseits wird dieser Zeitmangel immer wieder von unseren „Kunden“ genutzt, um auf Defizite hinzuweisen.

Eine sachliche und konstruktive Diskussion über die Zähler und Nenner dieser Gleichung führe ich mit unterschiedlichen Angehörigen, Bewohner:innen und anderen Interessierten regelmäßig, und das ist gut und richtig!

Aktuell häufen sich jedoch Diskussionen, die oftmals dem Charakter des Sachlichen und Konstruktiven nicht mehr entsprechen. Unterstellungen, wie Personalmangel trotz (viel zu) hoher Kosten für die Pflege, mangelhafte Qualität der Arbeit, Schuldzuweisungen in Richtung des Personals im Zusammenhang mit verlorengegangenen Hilfsmitteln oder Bewohnereigentum, sollen hier nur einige Beispiele sein, die uns unseren Berufsalltag zumindest einmal mehr als Herausforderung, wenn nicht sogar als Problem, erscheinen lassen. Dass wir hier erleben müssen, von Besuchenden beschimpft zu werden, weil wir darauf hinweisen, dass Masken getragen werden müssen oder dass es „Befehlstöne“ uns gegenüber gibt, da ist dann auch mal eine Grenze erreicht, an der ich mich schützend vor alle Mitarbeitenden stelle, um Übergriffen Grenzen zu setzen!

Wir arbeiten in der Altenhilfe tatsächlich unter Bedingungen, die optimierbar wären. Es gibt ein refinanziertes System, in dem wir uns bewegen und das wir ausschöpfen! Allem Anschein nach ist es weder politischer noch gesellschaftlicher Wille, das System mit mehr Ressourcen auszustatten. Der Grund ist klar, es würde sicher noch teurer! Wir bieten unseren Bewohner:innen die Leistungen an, die das System zur Verfügung stellt! Dass es immer mal wieder Verfehlungen gibt, dass wir Ansprüche nicht immer bedienen und auch gar nicht immer bedienen können, das liegt sicher in den Zählern und Nennern der vorher beschriebenen Gleichung begründet.

Gestatten Sie mir abschließend bitte noch einmal den Brückenschlag zu den einleitenden Sätzen meines Briefes, in denen ich das Antoniushaus in den Vergleich und in die Nähe der katholischen Kirche gebracht habe. Mängel und Missstände gehören zweifelsohne lückenlos aufgeklärt, und jeder, der sich eine Verfehlung geleistet hat oder möglicherweise auch Schuld auf sich geladen hat, der muss zur Rechenschaft gezogen werden! Kirche ist jedoch ihrem Wesen nach auch Caritas, und diese Wesenszüge zeichnen das Antoniushaus aus! Hier wird gelebt und gearbeitet, viele der Mitarbeitenden sind mit dem Herzen dabei oder wie es Markus Breuer immer mal wieder sagt: „Unser Herz schlägt für das Antoniushaus und für die Menschen, die darin leben!“.

Ich wünsche Ihnen und allen, die Ihnen zugehörig sind, gutes Zugehen auf Ostern und dann, wenn es soweit ist, ein gesegnetes Osterfest!  

P.S.: Am Ende dieses Briefes habe ich eine ganz triviale Bitte an Sie. Der Besucherparkplatz am Antoniushaus bietet nur begrenzt Parkmöglichkeiten. Bitte nutzen Sie ausschließlich die gekennzeichneten Parkplätze oder weichen Sie auf die Parkplätze an der Burg Vischering oder an der Sporthalle aus. Es muss sichergestellt sein, dass Feuerwehr, Krankenwagen und die Notarztfahrzeuge jederzeit ungehindert das Antoniushaus erreichen können. Vielen Dank für Ihr Verständnis!

Im Namen des Leitungsteams grüße ich Sie herzlich

Joachim Brand
Einrichtungsleiter